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Ruanda 2023: „What do you put on your plate?” 2.0 oder – frei übersetzt: „Weißt du eigentlich, was du isst?“

Schülerbegegnung der IGS Enkenbach-Alsenborn und der GS Kampanga in Enkenbach-Alsenborn

Unser Projekt

Etwa 15 Monate nach unserem Besuch an der GS Kampanga war es endlich so weit. Zum dritten Mal machte sich eine Schülergruppe der GS Kampanga auf den Weg zu uns an die Integrierte  Gesamtschule Enkenbach-Alsenborn, um unsere für sie fremde Welt zu erkunden und mit uns gemeinsam an einem Thema zu arbeiten, das uns alle betrifft – Ernährung – denn schließlich sitzen wir alle in einem Boot, egal wie weit entfernt wir voneinander leben.

Zehn Jugendliche hatten sich darauf vorbereitet, einen Gast der Partnerschule in Ruanda aufzunehmen, darunter einige „alte Hasen“, die im vergangenen Jahr schon nach Ruanda gereist waren, aber auch ein paar Neulinge, die sich auf das Abenteuer dieser Begegnung einlassen wollten.

Nachdem die Gruppe im letzten Jahr Partnerschaft und Land und Leute Ruandas erleben durfte und mit unserem Projekt „What do you put on your plate?“ die Lebensrealität der Jugendlichen in Ruanda kennenlernen durften, ging es beim diesjährigen Projekt vor allem darum, die Produktion, Herkunft und Vermarktung der Lebensmittel bei uns in Deutschland unter die Lupe zu nehmen.

Das Abenteuer der Gäste begann natürlich bereits spätestens am Flughafen von Kigali und setzte sich fort, als eine kleine Delegation sie in Frankfurt in Empfang nahm, um sie mit der Eisenbahn ganz klimafreundlich nach Hochspeyer zu geleiten. Hier wartete der Rest der Gruppe darauf, die Gäste mit großem Hallo zu begrüßen.

Wie auch bei den bisherigen Incomings verbrachten wir das erste Wochenende alle gemeinsam in der Jugendherberge, um miteinander warmzuwerden, Erwartungen zu thematisieren, Ängste und Befürchtungen aufzufangen und Regeln für die Begegnung zu erarbeiten. So sollten die Jugendlichen gut gerüstet in die Familien gehen. Die Atmosphäre am Wochenende war großartig und vielversprechend für die Begegnung.

Im Zusammenhang der Projektarbeit, angereichert mit Teambuilding, Ausflügen und intensiven Trainingseinheiten in traditionellem ruandischem Tanz, entspann sich ein lebendiges und herzliches Miteinander aller Beteiligten, das sogar ganze Gastfamilien zu beherzten und engagierten Teilnehmern der Begegnung werden ließ.

Unsere Projektarbeit zum Thema fand an einigen Tagen an der Schule statt, wir unternahmen aber auch Exkursionen, z.B. zum Hahnerhof in Enkenbach-Alsenborn, wo es um nachhaltige Landwirtschaft, Verarbeitung der eigenen Milch und um Selbstvermarktung ging. Wir erlebten hier eine interessante und inspirierende Hofführung und durften den hofeigenen Fruchtjoghurt kosten. Zur Erkundung der üblichen Vermarktung in Deutschland untersuchten und verglichen wir Supermärkte in Enkenbach und erforschten anschließend alternative Vermarktungsstrukturen für faire, nachhaltige und regionale Lebensmittel in Kaiserslautern. Ebenso warfen wir einen kritischen Blick auf den globalen Lebensmittelhandel.

Ein Einblick in die deutsche Geschichte durfte natürlich nicht zu kurz kommen, und so unternahmen wir auf Wunsch der Gäste einen Ausflug in die beeindruckenden Prunksäle im Mannheimer Schloss, den einige Jugendliche spontan ausdehnten, um in Heidelberg an Fridays for Future-Veranstaltungen teilzunehmen.

Die Wochenenden standen weitgehend den Partnertandems und Gastfamilien zur Verfügung und wurden ausgiebig genutzt, um schöne und sehenswerte Orte zu erkunden, wie z.B. den Rhein bei Bingen.

Die Begegnung verging wie im Flug und schon war es wieder Zeit Abschied zu nehmen. Wir feierten samt Gastfamilien ausgiebig mit Grillen, Geschenken, Reden und ruandischem Tanz am Grillpavillon der Schule.

Die Begegnung war bereichernd und der Abschied war tränenreich, doch die Jugendlichen möchten in Kontakt bleiben, denn aus Fremden sind Freunde geworden.

Was der Schüleraustausch und die Begegnung mit einem Partner aus Ruanda für die Jugendlichen bedeutet, lässt sich am besten im O-Ton weitergeben:

 

Lara, 13: Eine Erfahrung für‘s Leben

Vom 1. bis zum 19. September fand das Incoming statt, das heißt die Ruander der GS Kampanga, unserer Partnerschule, kamen nach Deutschland. Zu Anfang war ich noch ein bisschen überfordert, aber als wir uns besser kennengelernt haben, ging dieses Gefühl ganz schnell weg.

Das erste Wochenende waren wir in einer Jugendherberge, das hat allen gut gefallen, das Essen zu Hause ist allerdings besser.

Dann war die wunderbare Willkommensfeier, jeder hat sich vorgestellt. Die Ruander hatten geübt sich auf Deutsch vorzustellen und haben damit alle überrascht.

In der ersten Woche haben wir uns auf unser Thema agriculture (Landwirtschaft) and nutrition (Ernährung) konzentriert. Wir haben uns einen Bauernhof angeschaut und haben die Beobachtungen in der Gruppe ausgewertet.

Am zweiten Wochenende sind wir mit den Eltern der Deutschen nach Rüdesheim am Rhein gefahren. Dort haben wir die siebenstündige Romantiktour gemacht. Für Pärchen ist das empfehlenswert, für eine Gruppe von über 20 Leuten keine gute Idee (meine Meinung, es war auch so heiß…).

In der zweiten Woche waren wir viel unterwegs, in Geschäften und dem Markt in Kaiserslautern und im Mannheimer Schloss. Danach ist eine Gruppe noch nach Heidelberg zum Heidelberger Schloss weitergefahren zu einer Fridays for future Demo und auf ein Konzert von Okay auf den Neckarwiesen.

Samstags waren wir von Lotto für ein Fußballspiel Mainz 05 gegen VfB Stuttgart in die VIP Lounge eingeladen. Das war ein tolles Erlebnis für uns alle und ein echtes Geschenk von Lotto Rheinland-Pfalz.

Unsere Abschiedsgrillparty war auch nochmals zusammenschweißend.

Bei unserem letzten Ausflug am Montag spürten wir, dass der Abschied näher rückt. Dienstag, der Abreisetag, war für alle schwer. Nachmittags liefen wir gemeinsam zum Bahnhof in Enkenbach. Dort habe ich jeden zum Abschied umarmt. Es war sehr traurig und die meisten weinten. Aber das schlimmste war, dass ich noch ein Stück mit dem Zug mitfahren musste, um nach Hause zu kommen. Unterwegs habe ich die ganze Zeit Kirabo umarmt, eine Ruanderin, die mir sehr ans Herz gewachsen war. Wir weinten beide.

Am nächsten Tag war alles sehr komisch, es hat etwas gefehlt, aber wir deutschen Jugendlichen haben eine „Begrüßung“ ausgemacht, die uns an den Austausch erinnert. Ich für mich muss sagen, ich habe Freunde fürs Leben gefunden und jeder, der die Möglichkeit hat an einem Austausch teilzunehmen, sollte es machen.

Lara, 13

 


Meine Erinnerungen und Gedanken zum Schüleraustausch 2023

Ich habe schon seit Wochen auf den Moment gewartet, an dem unsere Austauschpartner aus Ruanda aus dem Zug steigen und uns in die Arme fallen. Endlich war der Tag gekommen und wir warteten am Bahnhof in Hochspeyer gespannt auf den Zug. Als dieser einfuhr, wurde die Aufregung und Freude, meine Freundin aus Ruanda wiederzusehen, nochmal um einiges größer. Dann öffneten sich die Türen und unsere Partner waren da. Die Freude, die ich in Clementines Augen gesehen habe, war überwältigend. Ich habe mich ebenfalls riesig gefreut, sie endlich nach über einem Jahr wieder zu sehen. Wir sind uns direkt in die Arme gefallen und zu diesem Moment wusste ich, dass großartige 19 Tage folgen werden. Mit der Vertrautheit, mit der wir uns in Ruanda 2022 verabschiedet hatten, begann diese Zeit. Wir hatten keine Hemmungen und konnten beide von Anfang an unbeschwert über alles Mögliche reden. Dies war auch an allen weiteren Tagen durchgängig der Fall. Wir haben nicht nur miteinander geredet, sondern im Team gearbeitet wie Menschen, die sich schon ewig kennen. Das war auch mein persönliches Highlight. Natürlich waren unsere Ausflüge nach Kaiserslautern, in den Kurpfalzpark, ins Sealife nach Speyer, die Schiffstour mit Sessellift und Gondel am Rhein oder das Fußballspiel in Mainz großartig. Doch war es für mich nur so besonders, da wir gemeinsam Herausforderungen, wie zum Beispiel das Fahren mit dem hohen Sessellift bei unserer Rheintour, bewältigt haben. Wir haben uns immer gegenseitig unterstützt und haben alles zusammen gemeistert.

Ein weiteres Highlight waren die Tanzstunden von Clement und natürlich die Aufführung des traditionellen Tanzes bei der Abschlussfeier. Auch das war nur durch gegenseitige Hilfe und Unterstützung machbar.

Mein nächstes Highlight waren die Gespräche am Abend. Am Esstisch haben wir uns fast täglich gegenseitig „ausgelacht“. Grund dafür waren die Kinyarwanda- bzw. Deutschstunden. Ich habe mich nie beleidigt gefühlt, wenn ich zum Beispiel „agatambaro k´amasahane“ nicht aussprechen konnte. Genauso ging es Clementine. Als sie versucht hatte das Wort „Kugelschreiber“ auszusprechen, haben wir beide angefangen zu lachen und keiner von uns beiden hat es dem anderen übel genommen. Dies ist für mich ein Zeichen von Vertrauen, da wir beide auch über uns selbst lachen konnten, obwohl wir uns gerade erst nach einer langen Zeit wieder gesehen hatten.

Das ist auch das, was ich an unserer Partnerschaft so bemerkenswert finde. Das blinde Vertrauen eines Menschen, den wir erst drei Wochen unseres Lebens, vor mehr als einem Jahr in Ruanda, kennenlernen durften, war nie verschwunden. Daraus habe ich gelernt, dass es bei einer Freundschaft nicht auf die Kultur, die Hautfarbe oder die Traditionen ankommt. Man muss sich gegenseitig respektieren und Vertrauen aufbauen. Bei viel Respekt baut sich dieses Vertrauen schneller auf, wie ich bei dieser Partnerschaft gesehen habe. Außerdem spielt die Distanz keine große Rolle, wenn beide Partner genug Willen zeigen diese grenzenlose Freundschaft aufrecht zu erhalten. Bei Clementine und mir ist die Distanz kein Grund den Kontakt abzubrechen. Wir bleiben in ständigem Austausch und ich hoffe, dass das auch so bleibt. Ich habe genug Vertrauen in Clementine, dass sie diese Ansicht mit mir teilt.

Diese Begegnung hat sich für mich mehr als gelohnt. Ich habe viel über die Kultur von Ruanda und die Menschen dort gelernt. Mir wurde bewusst wie gut (in Bezug auf materielle Dinge) es uns in Deutschland geht. Jedoch ist unser Verständnis für Dankbarkeit, im Gegensatz zu Ruanda, viel geringer. Die Fröhlichkeit und Dankbarkeit von Clementine wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Genauso werde ich diese wunderbare Zeit nie vergessen.

Alesia, 17

 


Janosch: Starke Erinnerungen

Wenn ich an den letzten Austausch zurückdenke, fallen mir direkt zwei Erlebnisse mit meinem Partner ein. Einmal den Versuch ihm Schwimmen beizubringen und das gemeinsame Gondelfahren mit Blick auf den immer kleiner werdenden Rhein bei Rüdesheim. Beides sind im ersten Moment vielleicht banal klingende Erfahrungen, aber trotzdem waren es Momente, in denen man sich nah gefühlt hat und einfach den Moment genießen konnte (auch wenn zwischenzeitlich ungewollt viel Wasser geschluckt wurde).

Bemerkenswert war für mich der Gruppenzusammenhalt. Immer wieder mal wurde er auf die Probe gestellt, und doch wurde er immer stärker. Schon innerhalb der deutschen Gruppe war dies früh zu erkennen. Hier war seit Sekunde eins eine Verbundenheit da, die bis heute anhält und auch für die Zeit des Austausches änderte sich das nicht, sondern es fühlte sich an, als ob unsere Gruppe einfach Zuwachs bekommen hätte. Es war möglich mit allen über alles zu reden und genauso konnte jedes Problem offen besprochen werden.

Kommunikation ist das Schlagwort, das mir in den Sinn kommt, wenn ich an die Begegnung denke. Durch Probleme, die bei einem Austausch mit einem kulturell doch so unterschiedlichen Land nicht ausbleiben, war es nötig viel zu kommunizieren, um die Atmosphäre für alle angenehm zu halten. So galt letztendlich für alle, dass durch aufkommende Probleme jede Person auch an sich wachsen und dazulernen konnte.

Das, der kulturelle Austausch und die aus dem Austausch resultierenden Freundschaften, sind der Grund, warum ich diese Erfahrung jedes Mal gerne aufs Neue machen würde.

Janosch, 17

 

Jeder/m von Ihnen, der/die in irgendeiner Weise am Zustandekommen und Gelingen dieser Begegnung beteiligt war, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

"Gefördert im Rahmen des ENSA-Programms der ENGAGEMENT GLOBAL gGmbH mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Der Inhalt muss nicht mit den Absichten des Zuschussgebers übereinstimmen."